Lievito Madre
Grundlagen, Züchtung & Auffrischung mit detailliertem und bebildertem Rezept
Bei Lievito Madre (LM) handelt es sich um einen ursprünglich aus Italien stammenden Natursauerteig, der auch als Mutterhefe oder Pasta Madre bezeichnet wird. Hergestellt wird er klassischerweise aus Weizenmehl, doch auch andere Getreidarten der Weizenfamilie, wie beispielsweise Dinkel, Emmer und Khorasanweizen (Khamut®) sind für die Verwendung möglich. Charakteristisch ist eine nur leichte Säurenote, die von Wein- und Milchsäure dominiert wird. Es handelt sich also um einen milden Weizensauerteig, bei dem es mehr um eine starke Hefetätigkeit als um den Säuregehalt geht.
In eigener Sache:
Dir gefällt dieses Rezept für naturbelassenes Brot? Oder eines der zahlreichen weiteren ? Oder haben Dir die Tipps und Hinweise auf meinen Seiten weitergeholfen?
In diesen nicht einfachen Zeiten würde ich mich sehr über eine kleine finanzielle Unterstützung zur Aufrechterhaltung meines grundsätzlich kostenlosen Services freuen um diesen auch weiterhin anbieten zu können. Einige Euro helfen hierfür schon weiter:
„Hilfe für Andre“
IBAN: DE32 4786 2447 0040 5964 01
BIC: GENODEM1RNE
Volksbank Rietberg
HERZLICHEN DANK !
Hieraus resultieren auch die Herstell- und Führungsbedingungen für den LM. Lievito Madre wird fest geführt mit einer Teigausbeute von ca. 150 oder auch darunter (Hydration von 50 %). Auf 100 g Weizenmehl kommen somit nur 50 g Wasser.
Von entscheidender Bedeutung ist die Lagertemperatur beim Heranziehen des LM. Diese sollte bei 26-28 °C liegen. Je näher das Reifen in diesem Temperaturbereich erfolgt, desto mehr Hefen werden gebildet. Um so aktiver ist der Hefetrieb der LM beim Backen und umso besser kann das Gebäck aufgehen und gelockert werden.
Die starke Hefeleistung ist denn auch der ursprüngliche Einsatzgrund in dessen italienischem Heimatland. Mit ihm werden schwere Teige, also solche, die viel Zucker, Fett und / oder Ei enthalten gut gelockert. Klassische Anwendungen sind daher die Panettone, aber auch Ciabatta, ein stark gelockertes Weizenbrot aus einem weichen Teig, etwas Olivenöl und geringer Backhefezugabe. Im Hobbybäckerbereich hat sich der Einsatzbereich in letzter Zeit stark ausgeweitet. So findet er auch in diversen mediterranen Brotteigen und Baguettes Anwendung und ist längst nicht mehr auf italienische Spezialitäten festgelegt. Ein weiterer Einsatzbereich liegt heutzutage im Erbacken von Broten und Backwaren, die grundsätzlich keine industriell gezüchtete Hefe zugesetzt bekommen sollen.
Nachfolgend beschreibe ich sehr ausführlich meine Methode für die Herstellung eines hefestarken Lievito madre, dessen Geschmack an einen jungen Wein mit fruchtigen Noten und etwas Joghurt erinnert. Das Prinzip des Anzüchtens beruht auf der spontanen Gärung von natürlich vorkommenden Mikroorganismen, wie Milchsäurebakterien und Hefen.
Die gewünschten Mikroorganismen stammen hierbei aus dem Getreide und ganz zu Beginn der Züchtung optional von Hefen aus unerhitzem Honig. Diese natürlich in Honig vorkommenden Hefen erleichtern den Start der Züchtung zum LM.
Weitere Informationen zu Sauerteig allgemein und seinen Einsatzgründen findet Ihr hier.
Die Zutaten für den Lievito Madre
Es werden nur wenige Zutaten für einen LM benötigt: Mehl und Wasser, optional Honig und stets Zeit und Wärme. Der Arbeitsaufwand ist indes nur gering.
Andere Rezepte arbeiten zusätzlich mit etwas Olivenöl, mit dem der rundgeformte Teig eingestrichen wird. Der Grund dafür ist, dass der Teig während der Teigruhe, also seiner Reifezeit, nicht austrocknen soll. Dies kann man so machen. Ich verzichte hierauf, indem ich ein genügend großes Gefäß (siehe Foto) für den Teig wähle und dieses verschließe. Somit trocknet der Teig nicht aus.
Mehl:
Mehl ist, wie grundsätzlich beim Backen von Brot und Brötchen, die wichtigste Zutat. Es liefert die Nahrungsquelle für die Mikroorganismen und bringt zugleich die gewünschten Stämme an den Start. Aus diesem Grunde verwende ich stets Weizen-Vollkornmehl. Hierin befinden sich durch den vollen Schalenanteil der Getreidekörner mehr der gewünschten Bakterien und Hefen als in Typenmehlen. Zudem liefert Vollkornmehl noch viele, auch für die zu züchtenden Mikroorganismen, wichtige Vitamine und Mineralien. Deren Stoffwechsel kann somit optimierter ablaufen. Sie können sich schneller vemehren und anreichern.
Da das „Leben“ auf dem Getreidekorn also wichtig ist, empfiehlt es sich ein unbehandeltes Biomehl zu verwenden, dass nicht „totgespritzt“ wurde. Mindestens für die Züchtung der Organismen, aus meiner Sicht allerdings immer und grundsätzlich.
Nach der erfolgreichen Anzüchtung der LM kann nun selbstverständlich ein Typenmehl Verwendung finden. Wobei grundsätzlich stets Vollkornmehl genommen werden kann. Bessere Lockerungen erhält man indes mit den Typenmehlen. Ein Weizenmehl der Type 550 kann hierfür gut eingesetzt werden.
Als besonders lockerungsfähig eignen sich auch backstarke Weizenmehle. Diese sind bei einigen Mühlen als solche zu bekommen. Auch Manitobaweizenmehl sowie diverse französische wie italienische Mehle weisen ein starkes Backverhalten des Glutens auf.
Backstarke Mehle sind solche Mehle, deren Gluten, also die kleberbildenden Eiweiße, sehr kräftig und dennoch dehnbar sind. Mit ihnen können backschwächere Mehle auch backtechnisch verbessert werden. Sie werden für gewöhnlich in den Mühlen bei Bedarf zu den einzelnen Mehlen untergemischt, womit deren „Standard“ gleichbleibender ist.
Wer es traditioneller mag kann gut ein italienisches Weizenmehl Typo 0 verwenden. Auch dieses ist backstark. Aber auch sogenannter Aufmischweizen, beispielsweise der Sorte „Manitoba“, liefert eine sehr stark gelockerte LM. Allerdings stammt diese Sorte meist aus Übersee und hinterläßt einen ressourcenverbrauchenden ökologischen Fußabdruck.
Wasser:
Wie oben bereits beschrieben spielt die Temperatur für die Hefezüchtung und die Milde des Sauerteiges eine wichtige Rolle. Somit sollte auch die Teigtemperatur möglichst um die 26 °C betragen. Deswegen verwende ich stets lauwarmes Wasser mit Temperaturen zwischen 35-40 °C.
Honig (optional):
Zu Beginn der Züchtung nehme ich gern etwas Honig. Zum Einen dient dessen Zucker als Nahrung für die Mikroorganismen und bringt zum Anderen bereits gewünschte Hefen sowie Enzyme mit an den Start.
Entscheidend ist somit, dass der Honig unerhitzt ist. Bereits durch Hitze abgetötete Hefen lassen sich nicht vermehren.
Gern verwende ich hierfür einen Honig direkt von einem benachbarten Imker.
Zeit:
Die heutzutage wohl kostbarste Zutat. Ohne sie geht es nicht. Das Heranziehen der gewünschten Hefen und Milchsäurebakterien bis zu einer gewissen Menge, die zum Backen unerläßlich ist, dauert einfach seine Zeit. Die Anzüchtungszeit für den eigentlichen LM läßt sich teilweise vorverlagern, beispielsweise durch die Verwendung von Hefewasser. Letztendlich benötigt eine biologische Zucht dennoch Zeit.
Temperatur
Die Züchtung eines Lievito Madre dauert auf dem von mir beschriebenen Weg gut eine Woche. Je weiter von der optimalen Temperatur von 26-28 °C abgewichen wird, um so länger dauert es bis der Sauerteig reif ist. Eine Mindesttemperatur von 22-23 °C sollte meiner Ansicht nach nicht unterschritten werden. Die Züchtung läuft wesentlich schneller und kontrollierter bei 26 °C ab und erbringt hefereichere und mild-säuerlichere Madres. Kühlschranktemperaturen sind zur Züchtung als völlig ungeeignet anzusehen und dienen nur der Bevorratung.
Die Züchtung des Lievito Madre
Wie bereits oben beschrieben verwende ich zum Start, den sogenannten 1. Grundansatz, Vollkornmehl. Ab dem 2. Grundansatz arbeite ich mit Weizenmehl Type 550.
1. Grundansatz ( Tag 1):
Weizen-Vollkornmehl 100
g
Wasser, lauwarm 55 g
Honig, unerhitzt 5 g (1
Tl)
Vorgehen:
- Die Zutaten gründlich verkneten; entweder händisch oder in ca. 5 Minuten unter mehrmaligen Ankratzen mit der Maschine
- Eine Teigkugel mit glatter, gespannter Oberfläche formen
- Die Teigkugel kreuzförmig einschneiden. Hierdurch kann der Teig besser „atmen“.
- Die eingeschnittene Teigkugel in einen etwas höheren Behälter geben.
- Reifezeit/Teigruhe: 48 Stunden bei 26-28 °C, abgedeckt
- Den Teig während der Reifezeit/Teigruhe alle 12 Stunden durchkneten und neu vermengen
- Der 1. Grundansatz ist fertig wenn erste Gasbläschen sichtbar sind und das Volumen sich deutlich vergrößert, in etwa verdoppelt, hat.
Sollte dies nach 48 Stunden noch nicht der Fall sein, die Reifezeit/Teigruhe einfach so lange verlängern, bis der gewünschte Effekt sichtbar ist. Dabei weiterhin alle 12 Stunden den Teig durchkneten und vermengen. - Nun geht es mit dem 2. Grundansatz weiter
Die nachfolgenden zwei Fotos verdeutlichen das Vorgehen.
2. Grundansatz ( Tag 3):
1. Grundansatz 100 g
Weizenmehl 550 100 g
Wasser, lauwarm 50 g
Vorgehen:
- Die Zutaten gründlich verkneten; entweder händisch oder in ca. 5 Minuten unter mehrmaligen Ankratzen mit der Maschine
- Eine Teigkugel mit glatter, gespannter Oberfläche formen
- Die Teigkugel kreuzförmig einschneiden
- Die eingeschnittene Teigkugel in einen etwas höheren Behälter geben.
- Reifezeit/Teigruhe: 30 Stunden bei 26-28 °C, abgedeckt
- Der 2. Grundansatz ist fertig wenn Gasbläschen deutlich sichtbar sind und das Volumen sich deutlich vergrößert, in etwa verdoppelt, hat. Der Geruch ist leicht säuerlich.
Sollte dies nach 30 Stunden noch nicht der Fall sein, die Reifezeit/ Teigruhe einfach so lange verlängern, bis der gewünschte Effekt sichtbar ist. - Nun geht es mit dem 3. Grundansatz weiter
Das Vorgehen des 2. Grundansatzes wird nun mehrmals wiederholt.
Die Teigreifezeiten werden dabei stetig kürzer. Das bedeutet, dass der Teig zunehmend lebendiger wird. Die Hefen reichern sich zunehmend an und auch die milde Versäuerung nimmt zu.
Nachdem sich das Volumen des Teiges jeweils in etwa verdoppelt hat ist die jeweilige Grundansatzstufe abgeschlossen.
Nachfolgend wird dies ausführlich beschrieben.
3. Grundansatz (Tag 5):
2.
Grundansatz 100 g
Weizenmehl 550 100 g
Wasser, lauwarm 50 g
Vorgehen:
- Die Zutaten gründlich verkneten; entweder händisch oder in ca. 5 Minuten unter mehrmaligen Ankratzen mit der Maschine
- Eine Teigkugel mit glatter, gespannter Oberfläche formen
- Die Teigkugel kreuzförmig einschneiden
- Die eingeschnittene Teigkugel in einen etwas höheren Behälter geben.
- Reifezeit/Teigruhe: 24 Stunden bei 26-28 °C, abgedeckt
- Der 3. Grundansatz ist fertig wenn sich das Volumen in etwas verdoppelt hat.
Sollte dies nach 24 Stunden noch nicht der Fall sein, die Reifezeit/Teigruhe einfach so lange verlängern, bis der gewünschte Effekt sichtbar ist. - Nun geht es mit dem 4. Grundansatz weiter
4. Grundansatz (Tag 6):
3.
Grundansatz 100 g
Weizenmehl 550 100 g
Wasser, lauwarm 50 g
Vorgehen:
- Die Zutaten gründlich verkneten; entweder händisch oder in ca. 5 Minuten unter mehrmaligen Ankratzen mit der Maschine
- Eine Teigkugel mit glatter, gespannter Oberfläche formen
- Die Teigkugel kreuzförmig einschneiden
- Die eingeschnittene Teigkugel in einen etwas höheren Behälter geben.
- Reifezeit/ Teigruhe: 18 Stunden bei 26-28 °C, abgedeckt
- Der 4. Grundansatz ist fertig wenn sich das Volumen in etwas verdoppelt hat.
Sollte dies nach 18 Stunden noch nicht der Fall sein, die Reifezeit/ Teigruhe einfach so lange verlängern, bis der gewünschte Effekt sichtbar ist. - Nun geht es mit dem 5. Grundansatz weiter
5. Grundansatz (Tag 7):
4.
Grundansatz 100 g
Weizenmehl 550 100 g
Wasser, lauwarm 50 g
Vorgehen:
- Die Zutaten gründlich verkneten; entweder händisch oder in ca. 5 Minuten unter mehrmaligen Ankratzen mit der Maschine
- Eine Teigkugel mit glatter, gespannter Oberfläche formen
- Die Teigkugel kreuzförmig einschneiden
- Die eingeschnittene Teigkugel in einen etwas höheren Behälter geben.
- Reifezeit/ Teigruhe: 12 Stunden bei 26-28 °C, abgedeckt
- Der 5. Grundansatz ist fertig wenn sich das Volumen in etwas verdoppelt hat.
Sollte dies nach 12 Stunden noch nicht der Fall sein, die Reifezeit/ Teigruhe einfach so lange verlängern, bis der gewünschte Effekt sichtbar ist. - Nun geht es mit dem 6. Grundansatz weiter
6. Grundansatz (Tag 7):
5.
Grundansatz 100 g
Weizenmehl 550 100 g
Wasser, lauwarm 50 g
Vorgehen:
- Die Zutaten gründlich verkneten; entweder händisch oder in ca. 5 Minuten unter mehrmaligen Ankratzen mit der Maschine
- Eine Teigkugel mit glatter, gespannter Oberfläche formen
- Die Teigkugel kreuzförmig einschneiden
- Die eingeschnittene Teigkugel in einen etwas höheren Behälter geben.
- Reifezeit/ Teigruhe: 8 Stunden bei 26-28 °C, abgedeckt
- Der 6. Grundansatz ist fertig wenn sich das Volumen in etwas verdoppelt hat.
Sollte dies nach 8 Stunden noch nicht der Fall sein, die Reifezeit/ Teigruhe einfach so lange verlängern, bis der gewünschte Effekt sichtbar ist. - Nun geht es mit dem 7. Grundansatz weiter
7. Grundansatz (Tag 7):
6.
Grundansatz 100 g
Weizenmehl 550 100 g
Wasser, lauwarm 50 g
Vorgehen:
- Die Zutaten gründlich verkneten; entweder händisch oder in ca. 5 Minuten unter mehrmaligen Ankratzen mit der Maschine
- Eine Teigkugel mit glatter, gespannter Oberfläche formen
- Die Teigkugel kreuzförmig einschneiden
- Die eingeschnittene Teigkugel in einen etwas höheren Behälter geben.
- Reifezeit/ Teigruhe: 6 Stunden bei 26-28 °C, abgedeckt
- Der 7. Grundansatz ist fertig wenn sich das Volumen in etwas verdoppelt hat.
Sollte dies nach 6 Stunden noch nicht der Fall sein, die Reifezeit/ Teigruhe einfach so lange verlängern, bis der gewünschte Effekt sichtbar ist. - Nun geht es mit dem 8. Grundansatz weiter
8. Grundansatz (Tag 8):
7.
Grundansatz 100 g
Weizenmehl 550 100 g
Wasser, lauwarm 50 g
Vorgehen:
- Die Zutaten gründlich verkneten; entweder händisch oder in ca. 5 Minuten unter mehrmaligen Ankratzen mit der Maschine
- Eine Teigkugel mit glatter, gespannter Oberfläche formen
- Die Teigkugel kreuzförmig einschneiden
- Die eingeschnittene Teigkugel in einen etwas höheren Behälter geben.
- Reifezeit/ Teigruhe: 5 Stunden bei 26-28 °C, abgedeckt
- Der 8. Grundansatz ist fertig wenn sich das Volumen in etwas verdoppelt hat.
Sollte dies nach 5 Stunden noch nicht der Fall sein, die Reifezeit/ Teigruhe einfach so lange verlängern, bis der gewünschte Effekt sichtbar ist. - Nun geht es mit dem 9. Grundansatz weiter
9. Grundansatz (Tag 8):
8. Grundansatz 100 g
Weizenmehl 550 100 g
Wasser, lauwarm 50 g
Vorgehen:
- Die Zutaten gründlich verkneten; entweder händisch oder in ca. 5 Minuten unter mehrmaligen Ankratzen mit der Maschine
- Eine Teigkugel mit glatter, gespannter Oberfläche formen
- Die Teigkugel kreuzförmig einschneiden
- Die eingeschnittene Teigkugel in einen etwas höheren Behälter geben.
- Reifezeit/ Teigruhe: 4 Stunden bei 26-28 °C, abgedeckt
- Der 9. Grundansatz und damit der Lievito Madre ist fertig wenn sich das Volumen in etwa verdoppelt hat.
- Der Geruch ist nun angenehm mild-säuerlich
- Der Geschmack erinnert an jungen Wein und Joghurt
- Zur Vorratshaltung den LM kühl bei 4-6 °C lagern
- Sollte dies nach 4 Stunden noch nicht der Fall sein, die Reifezeit/ Teigruhe einfach so lange verlängern, bis der gewünschte Effekt sichtbar ist.
Es empfiehlt sich dann so lange mit den Grundansätzen fortzufahren, bis sich das Teigvolumen innerhalb von 4 Stunden mindestens verdoppelt hat. Dann ist der LM fertig. Mit jeder regelmäßigen Auffrischung gewinnt er mehr an Leben und Hefetätigkeit.
Die Vorratshaltung des Lievito Madre durch Auffrischen
Um den LM aktiv und lebendig zu halten empfiehlt es sich diesen regelmäßig aufzufrischen. Ich mache dies einmal in der Woche. Sofern der LM genügend Aktivität aufweist kann dies auch mal auf einen Intervall von zwei bis drei Wochen ausgedehnt werden. Die Hefetätigkeit nimmt dann allerdings etwas ab.
Als alleiniges Lockerungsmittel, also für Teige ohne weitere Hefezugabe, verwende ich LM der sich innerhalb von 4 Stunden in seinem Volumen verdreifacht. Dieser ist also noch aktiver.
Das Auffrischen
Lievito Madre
(aus dem Kühlschrank ) 100 g
Weizenmehl 550 280 g
Wasser, lauwarm 140 g
Vorgehen:
- Die Zutaten gründlich verkneten; entweder händisch oder in ca. 5 Minuten unter mehrmaligen Ankratzen mit der Maschine
- Eine Teigkugel mit glatter, gespannter Oberfläche formen
- Die Teigkugel kreuzförmig einschneiden
- Die eingeschnittene Teigkugel in einen etwas höheren Behälter geben.
- Reifezeit/Teigruhe: 4 Stunden bei 26-28 °C, abgedeckt
- Die Auffrischung ist fertig, wenn sich das Volumen innerhalb der 4 Stunden verdoppelt bis verdreifacht hat.
- Sollte die Volumenzunahme länger als 4 Stunden benötigen empfiehlt es sich den Vorgang noch einige male ohne vorherige Kühllagerung zu wiederholen.
Einen ersten Einstieg ins Backen mit Lievito Madre gibt beispielsweise das Rezept „Saftiges Kastenweissbrot“ der Brotbackkunst.
Der Beitrag „Lievito Madre – Grundlagen, Züchtung & Auffrischung“ ist erstellt von André Hilbrunner, Gründer und Inhaber von BrotBackKunst – DER Backschule für professionelle Brotbackkurse und mehr – sowie professioneller Produktentwickler für natürliches Brot , Brötchen und Backwaren.
Hallo zusammen,
beim Auffrischen schmeißt man nach dem obigen Rezept ja ständig so viel weg. Ist das wirklich notwendig?
Wieso nicht mit wenigsten 100g Mehl nur weitermachen? Danke und Grüße
Grundsätzlich ist dies selbstverständlich möglich.
Dann würde ich auch die Mehl- und Wassermenge erhöhen…
Hallo, danke für die Anleitung. Kann man auch an jedem Tag Weizen-Vollkornmehl nutzen? Oder funktioniert die Hefebildung dann nicht so wie gewollt? Ich habe in der letzten Woche folgendes versucht: Tag: 50g Weizen-Vollkornmehl + 50g Wasser -> 24 Stunden stehen lassen mit feuchtem Tuch bedeckt. Tag: 50g des Teiges vom Vortag + 50g Weizen-Vollkornmehl + 50g Wasser – erneut 24 Stunden stehen lassen mit feuchtem Tuch abgedekt. bis 8 Tag: Wie 2. Tag Leider hat sich das Volumen gar nicht verändert. Er ist etwas flüssiger geworden. Mehr aber auch nicht. Lag das evtl. an der alleinigen Verwendung von Weizen-Vollkornmehl? Oder… Weiterlesen »
Grundsätzlich ist die Züchtung auch mit Vollkornmehl möglich.
Wichtig sind die Wasser angaben, Teigruhezeiten und Teigruhetemperaturen, die im Rezept sind einzuhalten.
Hiervon weicht Deine Beschreibung deutlich ab…
Viele Grüße
André
Hallo André,
danke für die Rückmeldung.
Meine Angaben sind aus dem Buch „Backen mit Pasta Madre“ von Vea Carpi (wie der Name vermuten lässt: Italienerin). Die funktionieren also prinzipiell schon, auch wenn sie deutlich von dem hier genannten Rezept abweichen (wie immer gibt es wohl mehrere Möglichkeiten, zum Ziel zu gelangen).
Aber: Sie verwendet eben auch nur Weizenmehl Typ 550. Daher suchte ich nach einem Rezept, bei dem es mit Vollkornmehl auch funktioniert.
Ich habe mir heute Typ 550 besorgt und werde einfach Mal beide Rezepte befolgen. Einer wird bestimmt was.
Viele Grüße
Jörg
Hallo Jörg,
für anderer Leute Rezepte kann ich nicht sprechen.
Deine Vorgehensweise, einfach beide Varianten auszuprobieren, finde ich gut. Viel Erfolg!
Viele Grüße
André
Hallo,
2.Grundansatz hat sich schon nach 6 Stunden verdoppelt. Ist das normal? Wie verfahren ich weiter?
Danke!
er darf sich ruhig verdreifschen. Wenn dies der Fall ist beim nächsten Schritt weitermachen
Ich habe den Lievito Madre auch gemacht, vielen Dank für die tolle Anleitung. Aber warum muss ich beim Füttern/ Auffrischen so viel mehr Mehl und Wasser geben? In anderen Anleitungen wird er auch im Verhältnis 1:1:0,5 gefüttert. Gibt es für das mehr Mehl und Wasser eine Erklärung?
es gibt viele Bäcker und sicherlich vielerlei Varianten.
Mit mehr Anstellgut bringe ich auch mehr Säure in meinen neuen Ansatz. Deswegen frische ich stets mit wenig „altem“ Ansatz auf
Ah, ok. Danke.
Danke für die tolle Anleitung.
Was mache ich, wenn die Grundansätze sich bereits vor der angegebenen Zeit verdoppelt haben? Sollte ich trotzdem die volle Zeit abwarten?
Eine vorherige Verdoppelung ist gut.
Du kannst den Ansatz ruhig noch etwas weiter stehen lassen bis max zum dreifachen des ursprünglichen Volumens.
Es kann aber auch vorher bereits weitergehen.
Viele Grüße
André
Lieber André, vielen Dank für deine ausführliche Beschreibungen. Das klingt vielversprechend. Bin noch Hefebackanfänger. Aber mit Ambitionen 😉
Mir fällt auf, dass du jeweils 100 g vom Grundansatz des Vortages nimmst. Sorry für die doofe Frage, aber was machst du denn mit den restlichen 100 g, die du ja jeden Tag übrig hast? Oder hab ich einen Denkfehler?
Herzliche Grüße
Der restliche Teil wird nicht benötigt. Du kannst ihn einfach zu etwas anderem verbacken, wenn Du den Teig nicht entworgen möchtest. Sofern bereits Leben in Deinem Teig ist, freuen sich Beete und Kompost…